Für die Universität Bremen ist mit dem BIOM auf insgesamt rund 6000 Quadratmetern (NUF1-7) ein neues Labor-, Lehr- und Bürogebäude für die Biologie entstanden. Gefordert war ein systematischer, modularer, flexibler und strukturierter Neubau, der den Anforderungen einer modernen Biologie entspricht. Im Wettbewerb überzeugte der Entwurf eines prägnanten Kopfbaus von kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH (ksg). „Unser Entwurf erklärt sich konzeptionell aus den Bindungen der Aufgabe, des Ortes und des Materials“, erläutert Entwurfsverfasser Prof. Johannes Kister.

Projektdaten:

Bauherr:
Freie Hansestadt Bremen, vertreten durch die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz

Wettbewerbsverfahren:
1. Preis im nicht offenen, einstufigen Hochbauwettbewerb
Beauftragung nach Verhandlungsverfahren

Entwurfsleitender Gesellschafter:
Prof. Johannes Kister

Projektteam:
Stefanie Oßenkamp, Projektleitung
Jana Wenz, Projektleitung
Dorothee Heidrich, Innenarchitektur
Peter Kersting
Florian Viezens

Fotos:
Linus Reich

Die erste Bindung besteht aus der Aufgabe der Organisation von Labor- und Büromodulen mit gemeinsamer Servicezone im Inneren.
Entsprechend der optimalen Flächenausnutzung gibt es ein Laborraster 1,20m im Süden und ein Büroraster 1,50m im Norden, die durch die Haupterschließung und innenliegenden Flure verbunden werden. Auf kurzen Wegen sind alle Module fußläufig erschlossen. Die Lehrlabore sind in das System eingebunden, eigenständig erreichbar und können so in den Forschungsbereich integriert werden.
Durch die Gliederung der Grundrisse entsteht eine typologische Antwort, die sich im Baukörper abbildet.

 

Die zweite Bindung ist der Ort und der Stadtraum. Der geringere Flächenbedarf im EG in Bezug zu den OG`s erlaubt durch Unterschnitte und Rückstaffelungen eine präzise Reaktion auf den Stadtraum.
Es wird ein Eingangsplatz in der Verlängerung der Bestandsgebäude „ausgeschnitten“, der das  BIOM sowohl adressiert als auch mit der Nachbarschaft verbindet.
Die Staffelung des Baukörpers erlaubt eine selbstverständliche Schließung des Blocks. Die verbleibende Öffnung zwischen Kopf und Bestand stellt beide Bauten mit Respekt nebeneinander an die Blockkante. Der Durchgang in den Innenhof bleibt bewusst öffentlich.
Der Unterschnitt am Haupteingang schiebt die zentrale Erschließung in die Mitte des Gebäudes um genau an der Nahtstelle von Büro und Labor die kürzesten Wege zu schaffen.
Das Foyer erstreckt sich direkt dahinter und verbindet damit die Haupterschließung im Norden mit der Hofsituation der südlichen Fassade. Es entsteht ein freundliches und offenes Foyer mit vorgelagertem überdachtem Außenbereich im Unterschnitt zum Hof.
Vom Haupttreppenhaus gelangt man sowohl direkt in die „frei“ zugänglichen Lehr- und Praxisbereiche der Masterstudenten im Osten, als auch durch Zugangskontrollen zum nördlichen Büro- und südlichen Laborbereich. Zwischen Laboren und Büros liegt in Baukörpermitte die gemeinsame Servicezone.
Der Innenhof der Obergeschosse liegt ebenfalls in der Mitte des Gebäudes und ist bewusst an der Nahtstelle zwischen Lehr- Labor- und Bürobereich positioniert. Eine eigene „innere Welt“ entsteht, bringt natürliche Belichtung in das Innere des Gebäudes, belichtet Flure und Arbeitsräume und bildet am Teeküchenbereich eine Kommunikationsmitte, an der sich die Wege der Mitarbeiter kreuzen.

 

Eine dritte Bindung des Ortes ist das Material der Gestaltungssatzung. Der gewählte helle rot-beige Ziegel frischt die dunkleren Fassaden der Umgebung auf und bildet durch diesen Kontrast eine signifikante Eigenständigkeit.
Es wird aus der Funktion heraus ein besonderer Schnitt der Fensteröffnung erarbeitet. Die Geschosshöhen legen ein Oberlicht nahe. Dieses ist auf die Vorderkante der Fassade geschoben mit einer spiegelnden Bündigkeit, die durch eine verlängerte Stufenglasscheibe verstärkt wird. Diese schützt den Sonnenschutz, der außenliegend frei vor der zurückliegenden Verglasung herunterfährt. Das horizontale Fensterband bildet einerseits den Grundcharakter des langgestreckten Baukörpers ab, schafft aber eine besondere Plastizität durch das Spiel der Schwingfenster.

 

Der Baukörper des BIOM, der sich aus einer inneren Organisation begründet, ist gleichwohl in der Lage, die städtebauliche Situation widerzuspiegeln und als eigenständiger Baukörper bildhaft die universitäre Nutzung als Forschungsgebäude in den Stadtraum zu tragen.