kister scheithauer gross architekten und stadtplaner verantworteten gemeinsam mit Gaus Architekten die Sanierung und innenarchitektonische Neuinterpretation des Landratsamtes Göppingen, die 2022 fertiggestellt wurde. Mit wenigen Eingriffen und unter Erhaltung aller wesentlichen Merkmale der 1960er-Jahre-Bürostruktur konnten offene und helle Büroflächen geschaffen werden. Das Branding des Landratsamtes mit kräftigen Grüntönen diente als Grundlage für das Farb- und Materialkonzept. Es unterstreicht die Identität des Landratsamtes und bietet den Mitarbeiter:innen ein angenehmes Arbeitsumfeld.
Projektdaten:
Bauherr:
Landkreis Göppingen
Projektentwickler:
Drees & Sommer
Verfahren:
VgV-Verfahren
Zeitraum:
2018 – 2022
Entwurfsleitender Gesellschafter:
Prof. Johannes Kister
Projektteam:
Projektleitung: Dipl.-Ing. Peter Kersting
Innenarchitektur: Dipl.-Ing. Karen Albers
Gaus Architekten:
Projektleitung: Dipl.-Ing. (FH) Christian Gaus
Stellv. Projektleitung: Dipl.-Ing.Andreas Werner
Bauleitung: M.A. Umut Soyyigit
Fotos:
Oliver Rieger
kister scheithauer gross architekten und stadtplaner erhielten gemeinsam mit Gaus Architekten im Jahr 2018 den Auftrag für die Sanierung des Landratsamtes Göppingen mit dem Ziel, moderne Arbeitsflächen und Servicebereiche für die Mitarbeiter:innen und Kund:innen zu schaffen. Das Bürohochhaus aus den 1960er Jahren umfasst sieben Stockwerke und ist das älteste Gebäude auf dem Areal des Landratsamtes an der Lorcher Straße und Schulerburgstraße im Göppinger Stadtzentrum. Die Sanierungsmaßnahmen begannen im September 2020. Die Sanierungsarbeiten des Verwaltungshochhauses erfolgten im laufenden Betrieb bis Anfang 2022.
Innenarchitektonische Neugestaltung
Während Gaus Architekten die Ausführungsplanung, Ausschreibung und Bauleitung vor Ort übernahmen, lieferte ksg den Entwurf für die innenarchitektonische Neugestaltung. Mit möglichst minimalen Eingriffen in den Bestand galt es, die alte Zellenstruktur mit dunklen Fluren, die durch schwarze Ziegelwände und dunkle Holzvertäfelungen geprägt waren, aufzuwerten. Innerhalb der intakten Tragstruktur konnten die Raumfiguren an einigen Stellen neu geordnet werden. Die vorgefundenen schmalen Büros, die sich auf dem quadratischen Grundriss entlang der Nord-, Ost-, und Südfassade reihen, blieben bestehen und erhielten ein frisches Erscheinungsbild durch helle Oberflächen und neues Mobiliar.
Zellenstruktur wird Bürolandschaft
Das Planungsteam mit Projektleiter Peter Kersting und Innenarchitektin Karen Albers (ksg) entwickelte neben Konzepten für Einzel- und Gruppenbüros auch verglaste Besprechungsräume sowie Teeküchen mit offenen Kommunikationsbereichen, die auf der Westseite in den Bestand integriert wurden. Die so entstandene Bürolandschaft basiert gestalterisch auf dem vorgegebenen Branding des Landratsamtes, das sich aus Grüntönen entwickelt, und das ksg in ein dynamisches Farb- und Designkonzept aus Grün- und Grauabstufungen überführt.
Charakteristik der 1960er Jahre
Wesentliche Qualitäten des Bürohochhauses bildeten neben der intakten Tragstruktur auch die Materialien Holz und Ziegel im Inneren. In den Gängen um den Erschließungskern blieben die Ziegelwände erhalten, Betonstützen der Tragstruktur wurden sichtbar in die neue Gestaltung integriert. Auch die Holztrennwände und Oberlichter entlang der Büros bezeugen noch den Charakter der 1960er Jahre. Sie wurden aufgearbeitet und wo nötig ersetzt. Zur Öffnung der Flursituation wurden einige Schrankwände aufgelöst und neue Flächen und Durchbrüche geschaffen. Neue Glastüren an den Büros bieten in Kombination mit den erhaltenen Oberlichtbändern mehr Licht und Transparenz. Sie schaffen neue Sichtbeziehungen, während gleichzeitig einige Räume Anforderungen an erhöhte Vertraulichkeit berücksichtigen.
Brandschutz und technische Erneuerung
Um die vorgeschriebene Energieeffizienzklasse zu erfüllen, erhielten sämtliche haustechnische Einrichtungen zur Heizung, Kühlung und Lüftung sowie auch die Sanitäranlagen und Rohrleitungen eine Erneuerung. Auch hinsichtlich des Brandschutzes musste das Hochhaus ertüchtigt werden. Dazu wurde eine Zonierung in zwei Brandabschnitte durch die Teilung in interne und öffentliche Bereiche bzw. in die Verwaltungs- und Servicezonen umgesetzt und alle Flucht- und Rettungswege erneuert. Damit einher gingen die Maßnahmen zur barrierefreien Erschließung des gesamten Hauses, zu denen die Sanierung der Aufzüge zählte.
Neue offene Qualität und Farbe
Ein einheitliches Gestaltungselement verbindet sämtliche Bereiche: Quadratische Farbkacheln in unterschiedlichen Grüntönen und Maßstäben finden sich an den Verglasungen und Flächen sowie in den grau melierten Teppichböden in den Fluren wieder. Akzente setzen einfarbig grüne Böden in den Teeküchen. In den Erschließungskernen und Treppenhäusern wirkt ein heller Terrazzoboden kontrastierend zu den grün getünchten Aufzügen und Wandflächen. Das bringt Übersichtlichkeit und Helligkeit in den Bestand. Gleichzeitig werden seine Qualitäten genutzt, um eine offenes Raumkonzept zu integrieren.
Es ist gelungen, mit wenigen Eingriffen der 1960er-Jahre-Bürostruktur in eine zeitgemäße Bürolandschaft zu verwandeln, die zur Identifizierung der Mitarbeiter:innen mit ihrem Arbeitsplatz und der Kund:innen mit dem Landsratsamt beiträgt.