Jeder möchte etwas Nachhaltiges gestalten: energetisch zukunftsorientiert und ressourcenschonend, funktional und ökonomisch.

Um Nachhaltigkeit zu verstehen kann ein Blick auf diejenigen Gebäude hilfreich sein, die trotz Funktionsverlust oder Substanzdefizite nicht abgerissen, sondern saniert werden. Dazu muss allerdings ein Wert in dem Gebäude gesehen werden, der eine Sanierung, Transformation sinnvoll macht – und dieser zeigt sich nicht durch das etwaige Abrissverbot der Denkmalpflege, sondern in einer wahrnehmbaren objektiven Qualität, die dem Gebäude eingeschrieben ist. Ohne Frage liegt der Wert für ein Bauwerk in der Erreichung des bestmöglichen Lebenszyklus: einem zweiten Leben. Gelingt es also, in jedem Projekt genau jene Gene für ein „zweites Leben“ hineinzulegen, ist der wichtigste Parameter für mögliche Nachhaltigkeit erreicht. Hier kommt für ein Projekt das „städtebauliche Argument“ ins Spiel, das bei der Entschlüsselung des „Codes“ ganz zentral ist. Denn wenn ein Gebäude oder ein Ensemble keinen Beitrag zur Stadt oder für den Ort – sprich zum öffentlichen Raum – leistet und dieser nicht verbunden ist mit einer architektonischen Präsenz, werden Argumente zum Erhalt schwer zu finden sein. Wir erwarten heute Gebäude, die ISMEN stilistischer Art beiseitelassen und sich als dialogfähige Stadtbausteine erweisen, die mehr als Funktionserfüllung, Wirtschaftlichkeit und technisch aktuelles Energiemanagement einbringen, nämlich: öffentlichen Raum und Dialog mit dem Bestand – nicht im Sinne von Anpassung, sondern als maßstäbliches Aufgreifen von Stadtraumbezügen.

Kann der Entwurf aus unserer Sicht einen Beitrag zum öffentlichen Raum einer Stadt leisten, wird das Bauwerk bleibend eingeschrieben in die Topographie einer Stadt. Wie gesagt, führt, wenn sich Funktionen einmal ändern sollten, dies mit hoher Sicherheit zu einem „zweiten Leben“ eines Projekts, einem langen Lebenszyklus. Damit ist ein nachhaltiges Investment möglich und gelungen.

Autor: Prof. Johannes Kister

Offen aus Tradition: Das Stadtmotto Erlangens könnte auch über dem Wettbewerbsbeitrag von kister scheithauer gross Architekten Köln/Leipzig (ksg) für die
Entwicklung eines Wohn- und Geschäftsgebäudes stehen. Denn als Baustein für das Stadtteilzentrum Büchenbach-Nord formulieren hier zwei unterschiedliche Baukörper einen traditionellen Stadtplatz.

Aus der Topographie des Grundstücks generiert sich die Bildhaftigkeit des neuen Kreishauses. Nicht in der reinen Bewältigung der Geländeunterschiede, sondern in der neuen thematischen Ausbildung einer „Kreishausterrasse“, die als verbindender öffentlicher Platzraum den Bestand und die flankierenden Neubauten zusammenbringt. Es entsteht ein „urbanes Ensemble“, das sich die Höhendifferenz zunutze macht und dem eine selbstverständliche Einbindung, eine signifikante Fernwirkung, aber auch eine Würdigung des Bestandes gelingt.