Justizzentrum,
Leipzig
Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Niederlassung Leipzig I, plant die Einrichtung eines Justizzentrums in Leipzig. Als erster Bauabschnitt sollte die Staatswaltschaft neben dem bereits bestehenden Amtsgericht untergebracht werden. kister scheithauer gross architekten und stadtplaner erhielten im VOF-Verfahren den Zuschlag für die Objektplanung. Die Maßnahme beinhaltete nicht nur den Umbau beziehungsweise die Instandsetzung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, sondern auch einen verbindenden Neubau an der Stelle der früheren JVA. Insgesamt entstanden dadurch 8.800 m² Nutzfläche für die Staatsanwaltschaft. In einem Gebäudeteil sollte mit Bezug zur ehemaligen Hinrichtungsstätte der DDR eine Gedenkstätte eingerichtet werden.
Bestandsfotos
Projektdaten
Beauftragung nach VOF-Verfahren
Bauherr: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Leipzig
Fertigstellung: 05/2021
Fotos: ©HGEsch
Bestandsfotos: ©Yohan Zerdoun
Planung und Entwurf Staatsanwaltschaft
Das Raumprogramm für die Staatsanwaltschaft Leipzig mit 252 Mitarbeitenden umfasst im Wesentlichen Büro-, Akten- und Besprechungsräume, Archiv-, Registraturflächen sowie Lagerflächen für Asservate. Als Ermittlungsbehörde mussten für den Standort der Staatsanwaltschaft sehr hohe Sicherheitsanforderungen berücksichtigt werden. Die Baumaßnahme umfasste die Sanierung und den Umbau der denkmalgeschützten Bestandsgebäude entlang der Arndtstraße und der Alfred-Kästner-Straße und einen Verbindungsneubau im Innenhof des Areals.
In der Innenhofsituation sollte eine bauliche Lösung gefunden werden, die zwischen den Bestandsgebäuden vermittelt und sie integriert, einen angemessenen Abschluss zu den angrenzenden Höfen der Wohnbebauung schafft und gleichzeitig das umfangreiche Raumprogramm fasst.
Der Entwurf
Unser Entwurf sah einen sechsgeschossigen Verbindungsneubau in Form eines einfachen Riegels zwischen den beiden Giebelwänden der Bestandsgebäude vor. Er wurde durch einen abgestuften Archivanbau (vier- bis sechsgeschossig) an die Brandwand zum Nachbarn ergänzt. Die T-förmige Gesamtstruktur ergänzt die Hofsituation. Die Kubatur bewirkt die räumlich-städtebauliche Abgrenzung des Sonderbereichs Justiz und vermittelt gleichzeitig durch die Höhenstaffelung des sechsgeschossigen Baukörpers zwischen dem deutlich höheren Amtsgericht und den viergeschossigen Wohnbebauungen. Im Kontrast zum Neubau stehen die denkmalgeschützten Bestandsgebäude. Sie wurden funktional an die Erschließung des Neubaus angebunden. Die Gebäude selbst blieben in ihrer Grundstruktur erhalten. Sie wurden denkmalgerecht saniert und nur in Teilbereichen umgebaut.
Der Verbindungsbau
Der Neubau im Innenhofbereich sollte als einfacher, klar gegliederter Verwaltungsbau mit einer ruhigen Gestaltung die beiden Bestandsbauten verbinden. Die sechsgeschossige hinterlüftete Fassade aus hellen Betonfertigteilen wurde dabei horizontal in drei Teile gegliedert, die vertikal jeweils zwei Geschossebenen verbinden. Diese gewählte Aufteilung nimmt die Gebäudehöhe zurück und vermittelt so gegenüber den viergeschossigen Wohnhäusern. Der neue Baukörper ist zum Amtsgericht hin vom Erdgeschoss bis zum 2. Obergeschoss breiter und springt dann in den oberen Geschossen zurück. Dadurch wird der rund 70 Meter lange, streng wirkende Baukörper gegliedert und harmonisch strukturiert. Weiterhin wird die Länge des Baukörpers mit den vertikalen Fensterformaten, die jeweils im oberen und unteren Bereich eines Geschosses als Blindfenster vor der Brüstung und dem Sturz in Erscheinung treten, unterbrochen.
Die Bestandssanierung (Alfred-Kästner-Straße/Arndtstraße)
Der besondere denkmalpflegerische Fokus lag auf den beiden straßenseitigen Fassaden einschließlich der vollständig erhaltenen Kastenfenster und Fenstergitter. Aufgrund der Sicherheitsbelange wurden die inneren Fenster durch neue ersetzt. Die äußeren, straßenseitigen Fenster sowie die Gitter blieben erhalten und wurden saniert.
Eine Besonderheit im Gebäudeteil Arndtstraße waren die ehemaligen Haftzellen mit der beeindruckenden Treppenanlage, die sich vom 1. Obergeschoss bis zum 4. Obergeschoss erstrecken. Dieser Bereich blieb vollständig erhalten. Hier wurden die Asservaten- und Bibliotheksräume untergebracht. Die einzelnen Zellen erhielten Verbindungstüren in den Trennwänden. Die historischen Zellentüren wurden soweit möglich saniert und als Blindtüren verschlossen.
Im Gebäudeteil Alfred-Kästner-Straße befindet sich im 3. Obergeschoss eine ehemalige Bethalle. Hier ist eine zusätzliche Galerieebene mit Büroräumen eingezogen, die durch eine interne Treppe erschlossen wird.
Die Förderung zur Verbesserung der Energieeffizienz (EE-EFRE) wurde für die Sanierung der Bestandsgebäude gewährt. Der für die Sanierung geplante energetische Standard liegt über den Anforderungen nach Energieeinsparverordnung (EnEV).