Der Neubau des BIOM für die Universität Bremen umfasst ein flexibles Büro-, Labor- und Seminarraumkonzept für die Lehre und Forschung des Fachbereichs der Biologie. Städtebaulich fügt sich der gestaffelte Kopfbau geschickt in die Bebauung des Universitätscampus ein. Kontrastierend wirkt allerdings die helle rot-beige Ziegelfassade. Das Innere wird bestimmt durch die klare Organisation in der Ausrichtung auf Forschung. Dies wird unterstützt durch das Farbkonzept aus frischen Grün- und Gelbtönen sowie einem Violett, das mit den Sichtbetonflächen harmoniert.
Projektdaten:
Neubau Lehr- und Forschungsgebäude BIOM für die Universität Bremen, Bremen
Bauherr:
Freie Hansestadt Bremen, vertreten durch die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz
Architektur: kister scheithauer gross, Köln/ Leipzig / Berlin
Wettbewerbsverfahren:
1. Preis im nicht offenen, einstufigen Hochbauwettbewerb
Beauftragung nach Verhandlungsverfahren
Projektteam: Stefanie Oßenkamp (Projektleitung), Jana Wenz (Projektleitung), Dorothee Heidrich (Innenarchitektur), Peter Kersting, Florian Viezens
Prof. Johannes Kister (entwurfsleitender Gesellschafter)
Fotos: Schnepp Renou
Das BIOM ist ein neues Labor-, Lehr- und Bürogebäude für die Biologie der Universität Bremen. Der Entwurf basiert auf drei wesentlichen Anforderungen, die an das Bauwerk gestellt wurden: Das ist zuerst die Aufgabe der Organisation von Labor- und Büromodulen mit einer gemeinsamen Servicezone im Inneren. Um die Flächen optimal auszunutzen, gibt es ein Laborraster im Maß 1,20 Meter im Süden und ein Büroraster im Maß 1,50 Meter im Norden. Beide Raster werden durch die Haupterschließung und die innenliegenden Flure verbunden. Alle Module sind auf kurzen Wegen erreichbar. Die Lehrlabore sind in das System eingebunden, eigenständig erreichbar und können so in den Forschungsbereich integriert werden. Somit findet das Bauwerk mit seinen klar gegliederten Grundrissen auf die Frage der Organisation eine typologische Antwort.
Die zweite Aufgabe stellte der Ort. Der geringere Flächenbedarf im Erdgeschoss im Vergleich zu den Obergeschossen durch Unterschnitte und Rückstaffelungen erlaubt eine präzise Reaktion auf den engen Stadtraum. Es wird ein Eingangsplatz in der Verlängerung der Bestandsgebäude „ausgeschnitten“, der das BIOM sowohl adressiert als auch mit der Nachbarschaft verbindet.
Die Staffelung des Baukörpers erlaubt eine selbstverständliche Schließung des Blocks. Die verbleibende Öffnung zwischen Kopf und Bestand stellt beide Bauten mit Respekt nebeneinander an die Blockkante. Der Durchgang in den Innenhof bleibt bewusst öffentlich. Der Unterschnitt am Haupteingang positioniert die zentrale Erschließung in die Mitte des Gebäudes, um an der Nahtstelle von Büro und Labor die kürzesten Wege zu schaffen. Das Foyer erstreckt sich direkt dahinter und verbindet damit die Haupterschließung im Norden mit der Hofsituation der südlichen Fassade. Es entsteht ein freundliches und offenes Foyer mit vorgelagertem, überdachtem Außenbereich im Unterschnitt zum Hof.
Das Haupttreppenhaus erschließt sowohl direkt in die „frei“ zugänglichen Lehr- und Praxisbereiche der Masterstudenten im Osten als auch mit Zugangskontrollen zum nördlichen Büro- und südlichen Laborbereich. Zwischen Laboren und Büros liegt in der Baukörpermitte die gemeinsame Servicezone.
Der Innenhof der Obergeschosse liegt ebenfalls in der Mitte des Gebäudes und ist bewusst an der Nahtstelle zwischen Lehr-, Labor- und Bürobereich positioniert. Eine eigene „innere Welt“ entsteht, bringt natürliche Belichtung in das Innere des Gebäudes und bildet am Teeküchenbereich eine Kommunikationsmitte, an der sich die Wege der Mitarbeiter kreuzen.
Eine dritte Anforderung gab es hinsichtlich des Materials. Der gewählte helle rot-beige Ziegel frischt die dunkleren Fassaden der Umgebung auf und bildet durch diesen Kontrast eine signifikante Eigenständigkeit. Es wird aus der Funktion heraus ein besonderer Schnitt der Fensteröffnung erarbeitet. Die Geschosshöhen legen ein Oberlicht nahe. Dieses ist auf die Vorderkante der Fassade geschoben mit einer spiegelnden Bündigkeit, die durch eine verlängerte Stufenglasscheibe verstärkt wird. Diese schützt den Sonnenschutz, der außenliegend frei vor der zurückliegenden Verglasung herunterfährt. Das horizontale Fensterband bildet einerseits den Grundcharakter des langgestreckten Baukörpers ab, schafft aber eine besondere Plastizität durch das Spiel der Schwingfenster.
Der Baukörper des BIOM, der sich aus einer inneren Organisation begründet, ist gleichwohl in der Lage, die städtebauliche Situation widerzuspiegeln und als eigenständiger Baukörper bildhaft die universitäre Nutzung als Forschungsgebäude in den Stadtraum zu tragen.