Mit Prof. Johannes Kister unterhielt sich DBZ-Redakteur Benedikt Kraft, der Corona-Situation geschuldet via Telefon. „Bleiben Sie gesund“, wünscht der Architekt dem Journalisten am anderen Ende der Leitung, nach einem langen Gespräch über „Kontinuität und das Neue“ im Rahmen der Transformation des Quelle-Versandhauses in Nürnberg, ein beeindruckend großer Gewerbebau, der in verschiedenen Bauabschnitten in den 1950er Jahren nach der Planung von Ernst Neufert errichtet wurde. Von seiner Größe und Bedeutung steht die Unternehmensarchitektur in einer Reihe mit Egon Eiermanns Neckermann-Gebäude oder dem Gerling-Areal in Köln. Historisch ist Quelle als Versandhaus nach dem Krieg ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands gewesen und steht als ein Symbol für das Wirtschaftswunder. Als Protagonist der Moderne schuf Neufert eine Architektur, die ihrer beeindruckenden Maschinerie im Innern eine Bühne bereitete und Anlass bot, die Unternehmensphilosophie des Bauherrn Gustav Schickedanz zum Gegenstand einer signifikanten Unternehmensarchitektur zu machen. Dazu orientierte Neufert die Höhe der Fensterbänder nicht wie üblich am Menschen und gab den Arbeitern Ausblick, sondern kreierte mit einem Fensterband in 1,50 Metern Höhe ein Entwurfsdetail, das den Transport der Waren über Laufbänder an der Decke inszenierte und von außen erlebbar machte. Schwebende Pakete, die sich ihren Weg durch die Logistik bahnten, demonstrierten eindrucksvoll, wie jedes einzelne Teil des riesigen Sortiments schnell und reibungslos für den Kunden zusammengestellt wurde. Die langen Fensterbänder und die Brüstungen aus gelbem Ziegel prägen in radikal reduziertem Ausdruck die Gestalt der Baukörper.
Was Johannes Kister über die Herausforderungen sagt, diese Ikone der Nachkriegszeit in die Zukunft zu entwickeln: Lesen Sie hier weiter