Für die Vertreterversammlung AKNW bewerbe ich mich unabhängig von einem Verband. Mein wesentliches Anliegen sind die Probleme der VGV-Verfahren, die uns alle bewegen. Um in der AKNW etwas anzustoßen, werbe ich um Ihre Unterstützung als Kammermitglieder. Ich bin überzeugt, dass es im Vergaberecht der Änderungen bedarf, um Architekturqualität wieder in den Mittelpunkt bei der Vergabe von Aufträgen zu setzen.

Sehr verehrte Kolleginnen,
sehr verehrte Kollegen,

nach 30 Jahren selbständiger Arbeit als Gründer, Gesellschafter, Entwurfsverfasser bei kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH möchte ich mich bei den Kammerwahlen aufstellen. Die Erfahrung, dass die VgV-Verfahren die Entscheidung für ein Architekturbüro von den architektonischen Kriterien ablöst in eine Sphäre, die wenig objektiv ist und sich einer Nachprüfbarkeit entzieht, hat mich dazu bewogen, aktiv zu werden. Wo früher eine Jury mit Bauherr, Fachpreisrichtern, Politik und Interessensvertretern, einen teilöffentlichen Diskurs geführt hat, der private und öffentliche Interessen balancierte, treten als Letztentscheidung nun geschlossene, nicht reglementierte Gremien auf. Das hat Folgen:

– Die Architektenschaft teilt sich in „Referenzholder“, die an Verfahren teilnehmen können und jene, denen die Voraussetzungen fehlen und in Zukunft unaufhaltbar fehlen werden
– „Weiche“ Faktoren wie „vermutete“ Termin- und Kostentreue und andere persönliche Eindrücke werden durch einen Personenkreis eingeschätzt, der sich einer Nachprüfbarkeit entzieht
– Kein Berufsstand muss sich mit Referenzschreiben bewerben und damit einer öffentlichen persönlichen Bewertung aussetzen: als ob ein Bauwerk nicht für sich sprechen könnte

Es gibt viele Probleme bei den VgV-Verfahren, die auf eine stadt- und baukünstlerische Entscheidung nicht passen, denn wie unsere gebaute Umwelt aussieht, ist von öffentlichem Interesse und muss durch städtebauliche und architektonische Kriterien entschieden werden! Ich möchte mich mit aller Energie dafür einsetzten, architektonische Entscheidungskriterien über die Qualität des Gebauten wieder ins Zentrum zu rücken und bitte daher um Ihre Stimme.

Johannes Kister