Rund um das Amtsgericht Leipzig entsteht zwischen der Arndtstraße und der Alfred-Kästner-Straße, ein Justizzentrum. Kurz vor Fertigstellung war unser Architektur und Fotograf Linus Reich vor Ort und hat einige Fotos gemacht. Für die Neugierigen zeigen wir hier in ersten Impressionen den Verbindungsneubau und geben Einblicke in die frisch sanierten denkmalgeschützten Bestandsgebäude.
Die erhaltenen Blockränder stehen unter Denkmalschutz. Hierzu zählen das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Alfred-Kästner-Straße und der ehemaliger Hafttrakt an der Arndtstraße. Im westlichen Gebäudeteil mit der historischen Zufahrt befindet sich die ehemalige Hinrichtungsstätte der DDR. Dieser Bereich wurde dem Bürgerkomitee Leipzig e. V. zur Nutzung überlassen, das im abgetrennten Bereich mit einer eigenständigen Baumaßnahme eine Gedenkstätte »Justizgeschichtlicher Erinnerungsort – ehemalige Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR« plant.
Die Staatsanwaltschaft
Das Raumprogramm für die Staatsanwaltschaft Leipzig mit 252 Mitarbeitern umfasst im Wesentlichen Büro-, Akten- und Besprechungsräume, Archiv-, Registraturflächen sowie Lagerflächen für Asservate. Als Ermittlungsbehörde sind für den Standort der Staatsanwaltschaft sehr hohe Sicherheitsanforderungen zu berücksichtigen. Die Baumaßnahme umfasst die Sanierung und den Umbau der denkmalgeschützten Bestandsgebäude entlang der Arndtstraße und der Alfred-Kästner-Straße. Ein Neubau im Innenhof schafft Verbindung im Areal. Unser ksg-Team findet dafür eine bauliche Lösung, die zwischen den Bestandsgebäuden vermittelt und sie integriert, einen angemessenen Abschluss zu den angrenzenden Höfen der Wohnbebauung schafft und gleichzeitig das umfangreiche Raumprogramm fasst.
Der Entwurf sieht einen sechsgeschossigen Verbindungsneubau in Form eines einfachen Riegels zwischen den beiden Giebelwänden der Bestandsgebäude vor. Er wird durch einen abgestuften Archivanbau (vier- bis sechs- geschossig) an die Brandwand zum Nachbarn ergänzt. Die T-förmige Gesamtstruktur ergänzt die Hofsituation. Die Kubatur bewirkt die räumlich-städtebauliche Abgrenzung des Sonderbereichs Justiz und vermittelt gleichzeitig durch die Höhenstaffelung des sechsgeschossigen Baukörpers zwischen dem deutlich höheren Amtsgericht und den viergeschossigen Wohnbebauungen. Im Kontrast zum Neubau stehen die denkmalgeschützten Bestandsgebäude. Sie werden funktional an die Erschließung des Neubaus angebunden. Die Gebäude selbst bleiben in ihrer Grundstruktur erhalten. Sie werden denkmalgerecht saniert und nur in Teilbereichen umgebaut.
Verbindungsbau
Der Neubau im Innenhofbereich soll als einfa- cher, klar gegliederter Verwaltungsbau mit einer ruhigen Gestaltung die beiden Bestandsbauten verbinden. Die sechsgeschossige hinterlüftete Fassade aus hellen Betonfertigteilen wird dabei horizontal in drei Teile gegliedert, die vertikal jeweils zwei Geschossebenen verbinden. Diese gewählte Aufteilung nimmt die Gebäudehöhe zurück und vermittelt so gegenüber den vierge- schossigen Wohnhäusern. Der neue Baukörper ist zum Amtsgericht hin vom Erdgeschoss bis zum 2. Obergeschoss breiter und springt dann in den oberen Geschossen zurück. Dadurch wird der rd. 70 Meter lange, streng wirkende Bau- körper gegliedert und harmonisch strukturiert.
Weiterhin wird die Länge des Baukörpers mit den vertikalen Fensterformaten, die jeweils im oberen und unteren Bereich eines Geschosses als Blindfenster vor der Brüstung und dem Sturz in Erscheinung treten, unterbrochen.
Der besondere denkmalpflegerische Fokus liegt auf den beiden straßenseitigen Fassaden einschließlich der vollständig erhaltenen Kastenfenster und Fenstergitter. Aufgrund der bauphysikalischen Anforderungen und den Sicherheitsbelangen der Staatsanwaltschaft werden die inneren Fenster durch neue ersetzt, die den neuen Anforderungen entsprechen. Die äußeren, straßenseitigen Fenster sowie die Gitter bleiben erhalten und werden saniert. Im Zwischenraum der beiden Fenster kann der Sonnenschutz angeordnet werden. Die Außenwände werden durch eine kapillaraktive Innendämmung energetisch verbessert.
Eine Besonderheit im Gebäudeteil Arndtstraße stellen die ehemaligen Haftzellen mit der beeindruckenden Treppenanlage dar, die sich vom 1. Obergeschoss bis zum 4. Obergeschoss erstrecken. Dieser Bereich wird vollständig erhalten. Hier werden Asservaten- und Biblio- theksräume untergebracht. Die einzelnen Zellen erhalten Verbindungstüren in den Trennwänden. Die historischen Zellentüren werden soweit möglich saniert und als Blindtüren verschlos- sen. Der barrierefreie Zugang erfolgt über eine neue Erschließung im Verbindungsbereich zum Neubau.
Im Gebäudeteil Alfred-Kästner-Straße befindet sich im 3. Obergeschoss eine ehemalige Bethalle, die zuletzt für Sportzwecke genutzt wurde. Hier wird eine zusätzliche Galerieebene mit Büro- räumen eingezogen, die durch eine interne Treppe erschlossen wird.
Die Förderung zur Verbesserung der Energie- effizienz (EE-EFRE) wird für die Sanierung der Bestandsgebäude gewährt. Der für die Sa- nierung geplante energetische Standard liegt über den Anforderungen nach Energieein- sparverordnung (EnEV) und erfüllt damit die Förderbedingungen.