Model Kölner Laurenz-Carré

In nächster Nähe zum Dom findet sich in Köln ein vergessener und vernachlässigter Ort – das ehemalige WDR-Karree. Hier ein lebendiges, attraktives und nachhaltiges Stadtquartier zu entwickeln, war Gegenstand des städtebaulichen Verfahrens, das von der Düsseldorfer GERCHGROUP ausgelobt worden war. Nach drei Durchgängen fiel gestern Abend die Entscheidung: Die Pläne zur Neugestaltung des Laurenz-Carrés werden von kister scheithauer gross (ksg) entwickelt.

Das ehemalige WDR-Areal liegt im Herzen der historischen Altstadt, zwischen Roncalliplatz und Dom im Norden, der Einkaufsmeile Hohe Straße im Westen und dem Rathausensemble im Osten. Trotz der Lage und der historischen Bedeutung des Gebietes, beeindruckt es heute eher mit einem ausgeprägten Hinterhofcharakter. Als neue Besitzerin eines Großteils des Areals hat die Gerchgroup hier ein städtebauliches Verfahren angestoßen, das gestern zusammen mit Vertretern der Stadt Köln einstimmig entschieden wurde. Ziel des Verfahrens war es, auf dem Planungsgebiet mit ca. 9.000 m² und nun Laurenz-Carré genannt, ein gemischtes, urbanes Quartier entstehen zu lassen. Dafür sollten die stadträumliche Entwicklung der Gebäudekubaturen, Maßstäblichkeit, Höhenentwicklung, Zuordnung der Nutzungen und denkmalpflegerische Auswirkungen in den Blick genommen werden. Angestrebt wurde eine Nutzungsmischung von Hotel, Wohnen, Büro und hochwertigen Einzelhandelsnutzungen im Erdgeschoss.

Der städtebauliche Entwurf von ksg macht dafür das Straßenkreuz Budengasse/Unter Goldschmied zum wesentlichen Gerüst der Straßenräume im Laurenz-Carré.  Eine Stärkung der Budengasse wird durch die Orientierung der Eingänge zu den Gewerbeflächen im Erdgeschoss erreicht. Ein städtebaulicher Durchstich zur Sporergasse verleiht dieser Situation mit ihrer leichten Aufweitung zur Budengasse eine Selbstverständlichkeit und bringt neue Blickverbindungen zum Dom. Ein Neubau mit großem Innenhof, der an das Senatshotel angedockt wird, verankert das Wohnen im Quartier

Das Senatshotel mit seiner unter Denkmalschutz stehenden Fassade wird zum Maßstab der Kubaturen und Höhenentwicklungen im gesamten Quartier. Die Neubauten bilden deutlich einen fünfgeschossigen Horizont von unter 18 Metern, ihre rhythmisierte Höhenentwicklung greift das Markante einer Altstadt und die differenzierte Körnigkeit der Umgebung auf. Entwurfsverfasser Prof. Johannes Kister bringt das Konzept auf den Punkt: „Es entstehen einzelne Häuser als Stadtbausteine, die durch ihren Maßstab präzise auf den Kontext reagieren.“

Der Juryvorsitzende, Prof. Jörg Aldinger, ist überzeugt: “Köln kann sich über eine gelungene und spannende Symbiose von Städtebau und Stadtvitalisierung freuen.” Und auch Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der Gerchgroup, sieht mit der Entscheidung für die Pläne von ksg “einen wichtigen Schritt für die Umsetzung des rund 250 Mio. Euro Entwicklungsvolumen umfassenden Projektes” getan.

An dem Wettbewerb zum Laurenz-Carré hatten neben ksg noch fünf weitere, auch internationale Büros teilgenommen: Schilling Architekten, Köln; Ingenhoven Architects, Düsseldorf; Baumschlager Eberle, Lustenau, Österreich; Henning Larsen, München und Krischanitz, Wien/Zürich.